5. Etappe

Auf dieser Etappe begleitete mich wieder meine Freundin Clara.  Wir schafften wie geplant die Strecke von Marktschorgast an der Schiefen Ebene bis Oberhof am Rennsteig. Das waren 151,9 km.

12. Tag  Donnerst, 6. November 2003

Unser Zug verließ den münchener Hauptbahnhof um 9:48 Uhr, um nach Regensburg zu fahren. Von dort ging es auf einer wunderschönen Strecke in zwei Stunden nach Hof, wo wir eine stuckverzierte Bahnhofshalle sahen. Ein Neigezug brachte uns dann an den Ausgangspunkt dieser Etappe in Marktschorgast. Um halb drei ging es bei Sonnenschein, aber kaltem Wind los. Einige Kilometer hinter Marktleugast - dort rasteten wir - legten wir uns nach 15,0 km nieder. Es war halb acht.

13. Tag     Freitag, 7. November 2003

Der Himmel, nachts klar, war den ganzen Tag lang bedeckt. Es war wieder windig und kalt, morgens +2 °C. Es regnete übrigens auf der ganzen Etappe nur wenige Tropfen. Um halb neun war alles gepackt. Ein nasser eisgekühlter Waschlappen im Gesicht ersetzt die warme Dusche. Nachmittags erreichten wir den Weiler Fränza, wo uns der überaus freundliche Wirt aufschloß. Er erzählte von prominenten Gästen, seiner Arbeit auf dem Hof und im Wald und vielerlei anderen Dingen. Schließlich spendierte er eine große Platte mit Schnittchen, wobei die hausgemachte Leberwurst besonders zu erwähnen ist. Über Bad Steben und Lichtenberg kamen wir nach Blankenstein. Dort beginnt am Steg über die Selbitz der Rennsteig. Nach kurzer Stärkung erklommen wir die erste Anhöhe auf dem Rennsteig und fanden dort gegen halb zehn nach 31,6 km einen schönen Schlafplatz.

14. Tag    Samstag, 8. November 2003

Es war etwas wärmer geworden, sonnig aber windig. Gestartet um neun erreichten wir bald Schlegel. Dort war Kirmes, was bedeutet, daß eine Kapelle von Haus zu Haus zieht und alte Weisen spielt. Wir wurden mit Glühwein empfangen. Später kamen wir nach Rodacherbrunn, tranken dort Köstritzer und gelangten über Brennersgrün zur ehemaligen Zonengrenze, die in dieser Gegend noch gut sichtbar ist. Um halb sechs - für verwurzelte Waldwege ist es jetzt zu dunkel - erreichten wir nach 21,4 km den Luisenstein. In der Hütte aßen und schliefen wir windgeschützt.


15. Tag     Sonntag, 9. November 2003

Dies war ein schöner Tag, Sonne und kein Wind. Das Thermometer zeigte in der offenen Hütte +4 °C. Schon vor acht betraten wir den 'Schönwappenweg', so genannt nach den alten Grenzsteinen, die bis ins 15. Jahrhundert zurückreichen und überall am Rennsteig zu finden sind. Der Rennsteig war früher Grenze zwischen Herrschaftsbereichen und zugleich Rennweg für Boten, kein Transportweg. An dieser Stelle markiert er die Grenze zwischen Bayern und Thüringen, damals auch die Zonengrenze. Unterwegs rasteten wir im Gasthaus 'Kalte Küche'. Weiter ging es über einen hohen Berg nach Ernstthal, wo es weihnachtlich aussah: In dieser Gegend wird Christbaumschmuck hergestellt. In Neuhaus 'Zum bayrischen Krug' war das Essen hervorragend und preiswert. Später verließen wir den Ort und fanden gegen halb zehn nach 29,9 km hinter kleinen Fichten einen schönen Platz.

16. Tag   Montag, 10. November 2003

Die Nacht war sehr kalt. Immerhin bewegen wir uns auf 800 m Höhe. Das Thermometer zeigte -4 °C, Eis lag auf unseren Sachen. Um 8:40 verließen wir den Platz, entfernten uns aber weiter von der geplanten Route, auf die uns das eTrex aber nach einigen Kilometern -  in der Nähe von Scheibe-Alsbach - wieder zurückführte. Dort rasteten wir, um später - auf der Lichtung Friedrichshöhe - unsere Betten zu trocknen. Am späten Nachmittag wurde Masserberg erreicht. Am Ende der Hauptstraße, die eine Sackstraße ist, stärkten wir uns im hübschen Gasthof 'Sommerwand'. Später kamen wir - bei Nebel und Dunkelheit -  zur Hütte 'Ersteberg', in deren Nähe der Waldboden zum Schlafen sehr geeignet war. Heute gingen wir 21,1 km.

 

 

 

Die ganze Etappe ist grün eingezeichnet und [hier] herunterzuladen.


17. Tag  Dienstag, 11. November 2003

Ein weiterer schöner Tag kündigte sich an, morgens unter null, aber sonnig. Wir trafen heute zwei einzelne Wanderer, die offensichtlich auch im Freien schliefen. Das waren die einzigen Fernwanderer, die wir sahen. In Neustadt ergänzten wir die Vorräte und aßen gleich beim Supermarkt auf einem für den Rennsteig typischen überdachten Eßplatz. Später gelangten wir über Allzunah zum Bahnhof Rennsteig. Dort residiert nicht nur der Verein 'Dampfbahnfreunde mittlerer Rennsteig',

er serviert auch Glühwein und Bier in seinem kleinen Museum und informiert umfassend über seine Aktivitäten. Interessant war zu hören, daß im Einigungsvertrag alle Museumseisenbahnen der DDR dem DB Museum Nürnberg zugeschlagen wurden. Später marschierten wir stramm - wegen der Dunkelheit auf der Landstraße - und fanden nach 25,1 km eine schöne Stelle zum Schlafen, wie sich am anderen Morgen herausstellte, keine 100 Meter von einer Hütte entfernt.

18. Tag     Mittw, 12. November 2003

Wieder ein schöner Tag, morgens aber unter null. Über Schmücke und den Großen Beerberg stiegen wir zum Bahnhof Oberhof ab, wo wir schon um halb elf nach 7,8 km ankamen. Dort gab es Verwirrung über den Fahrplan, da die Strecke für die Neigungstechnik ausgebaut wird, doch ging es schließlich um 12:26 Uhr mit dem 'Interzonenzug' über Zella-Mehlis, Mellrichstadt, Schweinfurt,Treuchtlingen und Augsburg nach München weiter, welches wir nahezu  fahrplanmäßig gegen halb acht erreichten.  Es fiel auf, daß auf dieser Etappe die Züge ziemlich pünktlich fuhren und wir alle Anschlüsse erreichten, und das umso mehr, als wir Nahverkehrszüge und Nebenstrecken benutzen und daher oft umsteigen müssen. Und es wird überall gebaut und investiert, in Strecken, Bahnhöfe und Züge: Mein ehemaliger Kollege Mehdorn bekommt die Bahn langsam in den Griff.

 

nav deutschlandfahrt.html