6. Etappe

Diese Etappe sollte bis in die Nähe von Paderborn führen, jedoch beendete ich sie wegen widrigen Wetters schon am Ende des Rennsteigs in Hörschel. Das ist nicht weit von Eisenach. Insgesamt schaffte ich nur 68,8 km.

19. Tag       Freitag, 9. Januar 2004

Ich nahm um 07:24 den Zug in Heufeld, reiste von München bis Bamberg im ICE und erreichte Oberhof über Schweinfurt. Unterwegs regnete es etwas, doch dann fiel bis Sonntag weder Schnee noch Regen. Nach einer Stärkung am Bahnhofskiosk - den kannte ich schon - ging ich gegen viertel nach zwei durch tiefen Schnee und steil bergan zum Rondell bei Oberhof, um dort nach links auf den Rennsteig abzubiegen. Dieser war geräumt und planiert und von vielen Langläufern befahren. Am Grenzadler stand noch ein dunkles Bier im Wege, und nach einigen weiteren Kilometern schlug ich - schon um 18:30 Uhr, es war schon lange dunkel - in der Schutzhütte Wachsenrasen nach insgesamt 11,2 km mein Lager auf. In der Nacht, gegen zwei Uhr, stand ich kurz auf und sah in eine wunderbare weiße Nacht.

20. Tag       Samstag, 10. Januar 2004

Das Thermometer zeigte in der Nacht konstant null Grad, für diese Höhe von 900 m nicht sehr kalt. Ich schlief noch bis acht, um gegen neun weiterzuwandern. Hier hatten mich schon die ersten Skiwanderer eingeholt. Der Schnee war 30 cm tief, aber in einer Autospur konnte ich gut laufen. In dieser Höhe gab es nur Nadelwald, doch später, etwas tiefer, ging es durch hellen Laubwald. Einige blaue Flecken erschienen am Himmel, ich konnte tief ins Tal sehen.


Im Heuberghaus, nach der Ebertswiese,  nahm ich Kartoffelsuppe, Spezi und Bier zu mir. Über den Gelben Weg erreichte ich den Fuß des Inselsberges, den ich auf steilem Weg erklomm. Dort war wegen großen Hungers ein deftiges Abendessen fällig, nach welchem es durch tiefen Schnee wiederum steil bergab ging. Irrtümlichwerweise geriet ich auf den Lutherweg, kehrte um und fand gegen halb zehn in der Nähe des Gerbersteins ein Lager im Schnee. Heute schaffte ich 29,3 km.

21. Tag       Sonntag, 11. Januar 2004

In der Nacht hatte es null Grad. Ich fand zum Rennsteig zurück, kam am Ruhlaer Häuschen vorbei und schlug dann - wegen der geringeren Höhe war der Weg vereist - mit voller Wucht hin. Noch zwei Monate später hatte ich Schmerzen. Wegen des nassen Eises mußte ich sogar, um zum Beispiel eine Abzweigung zu erreichen, Umwege gehen, um die glattesten Stellen zu meiden. Wandern  scheint übrigens eine der gefährlichsten Sportarten zu sein: Nicht nur, daß auf jeder Etappe von neuem die Füße verwundet werden, es wurde sogar eine Operation am linken Daumen fällig, die mich über 1000 Euro kostete.

 

 

Die ganze Etappe ist grün eingezeichnet und [hier] herunterzuladen.


Vermutlich durch verkrampftes Halten meines Navigationsgerätes über alle Etappen zog ich mir einen Schnellenden Daumen zu. Im Grill an der Hohen Sonne, einer Bude oberhalb von Eisenach, gab es einen Imbiß. Weiter ging es auf meist eisglattem Weg über die Wilde Sau und den Tunnelkopf - gelegentlich mit Blick auf die Wartburg - zu einem Reiterhof im Weiler Clausberg, wo dunkles eisenacher Drachenbier ausgeschenkt wurde. Nach langer Rast dort war es zu einem Schlafplatz am Waldrand nicht mehr weit. Ich ging heute 21,5 km. Es wehte ein unangenehm starker Wind.

22. Tag       Montag, 12. Januar 2004

Mein Geburtstag fing gut an: Nachts regnete es mit Unterbrechungen, mal leicht, mal so stark, daß ich die ganze Plane, die sonst als Unterlage dient, über mich ziehen mußte. Trotzdem wurde ich, immer noch bei stürmischem Wind und zwei Grad über null, ziemlich naß, mußte aber beim Aufstehen nur einmal niesen. Auch ein nasser Schlafsack schützt noch ganz gut. Zögernd kam die Morgensonne und ließ die fernen Abraumhalden der Kaligruben rosa aufleuchten. Langsam trocknend erreichte ich nach 6,8 km Hörschel, das Ende des Rennsteigs. Dort erwartete ich, immer wieder telefonische Glückwünsche zu meinem Geburtstag entgegennehmend, die Öffnung der Gaststätte um 11 Uhr, aß dort zu Mittag, fuhr kurz nach Eisenach und nahm dort um 13 Uhr den ICE nach München. Diese Fahrt war besonders billig, da ich zusätzlich zum Rabatt auf die Bahncard noch einen Zuschlag für erhebliche Verspätung kassierte.

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